strahlend:weiß

nichtbeachtung ist Deine achtsamkeit. mit dem klöppel volle kanne gegen die kirchenglocke schlagen, als wär’s nichts, das ist Deine stärke. Du schenkst ablehnung und unmut. Du bist das strahlendste unter den geschöpfen, da Du alles von Dir abzuweisen weißt. weißt Du, wie spät es ist? die uhren sind umgestellt und haben sich verstellt, als hochmacht trabt diese norm tritt die würde mit füßen. barfuß ziehst Du dich aus, um zu spüren, auf was für einem grund du überhaupt stehst: und siehe, Du gehst wahrhaftig auf Wasser. auf dünnem Eis glaubtest Du zu stehen. nun aber, wo talsperren funken sprühen, siehst Du, dass Deine weisheit auf sauber und rein gar nichts fußt.

göttliche eingebung hast Du, wenn Du diejenigen fortwährend wegschickst, die Dir etwas zu sagen hätten. Deine taubblindheit ist tief spirituell. gebrochen wird sie nur durch einen klaren spiegel, durch den Du immerdar hindurchsiehst. rosen riechen gut. Du verwechselst geflissentlich den geruch mit dornenschmerz. sticheleien sind Deine moral. festgewachsen bist Du, festverwurzelt im nirvana des ewigen kampfes, um gutes in der welt zu bewirken.

abschminken kannst Du Dir jede Freundschaft, die tiefer geht als die epidermis. zölibatär ist Deine versiffte sexlandschaft. mit niemandem außer dem allmächtigen vater teilst Du die geniale befriedigung Deines selbst. befreiungsschläge rundum und immerzu. du kannst nicht anders, weil Du es nicht anders willst. wer nicht hören will, muss spüren, dass Deine position – primus inter pares – nicht angefochten werden kann. weil die position nicht angefochten werden kann, brauchst Du diejenigen, die immerzu anfechten, diejenigen, die Dich so sehen, wie Du gesehen werden musst: strahlend weiß.

kümmern tust Du Dich nur um gewinnversprechende Lämmer. ausziehen, nackt ausziehen, würdest Du Dich nicht trauen: die Lämmer würden sich fürchten vor Deiner Herrlichkeit in Ewigkeit. Du fürchtest nicht den zorn Gottes, sondern Du bist der zorn gottes, mit leib und seele. tief_innen bist Du gewahr, dass Du verwirrt bist, dass Du verblendet bist, aber hier in dieser welt hast Du die wahrheit für Dich gepachtet.

bergkristallige lichtbrechungen tun sich im verschneiten felde auf. blinzeleien mit dem auge sind notwendig, denn niemand möchte Dich voll und ganz wahrnehmen, in all Deiner weißen strahlungsbelastung. sie haben’s nicht einfach mit Dir: sie zögern, sie sind sich nicht sicher, sie sind verunsichert, sie wissen nicht, wer Du bist, denn die können es nicht wissen, denn sie wollen es nicht wissen, denn Dich, Du weiß strahlende lichtzerbrechung, darf es nicht geben. ebenbild des eigenen seins zerbricht, zermürbt, zerfläddert.

Du menschenkind hast in herrgottsnamen achtzigtausend hiebe bekommen. Du bist nicht, was der allmächtige sich gewünscht hat. Du wartest ungeduldig darauf, dass Du gerichtet wirst. zu Deinem großen leiden tut’s aber niemand, denn Du siehst die wahrheit nicht klar genug: niemand interessiert sich für Dich, niemand schenkt Deinen schandtaten aufmerksamkeit. nicht mal der herrgott interessiert sich für Dich. dem kosmos ist es tatsächlich schnurzpiepegal, was für eine person Du bist oder ob Du überhaupt eine person bist sondern halb mensch halb kaffeemaschine. eine gottverlassene kaffeemaschine, mutterseelenallein stehst Du im walde und suchst eifrig nach der kirchenglocke, die Dein mächtiger klöppel hinterrücks in schwingung versetzen könnte. die glocke hast Du Dir nur ausgedacht. die sünde ist echt, und niemand fahndet nach Dir. unfassbar!

wasserabweisende epidermis gemischt mit wasserfestem textmarker. da steht drauf: “vergelte es mir nicht, sondern such mich heim.” Du bist so dumm, dass Du auf wasser gehst und auf muttermilch schwimmst. noch nie kam Dir in den sinn, selbst mal nachzuforschen, ob überhaupt kaffee durchläuft, ob die filter gereinigt und die rohre entkalkt sind. ablagerungen gibt es in himmel wie hölle, nur nicht in der vorhölle, denn die wurde abgeschafft, dank unfehlbarkeit.

der allmächtige hat’s Dir schon längst vergolten, aber Du lässt nicht ab. Du zauberst immerwährend neue schuldhaftigkeiten hervor und präsentierst sie stolz als wäre es Deine beute. des teufels knusprige beute bist Du. bei Dir ist die vorfahrt serienmäßig eingebaut, dank genetischer tatbestände.

o strahlend, o weiße, ich knie nieder vor Dir, sodass ich Dein niveau erreiche. ich senke mein haupt vor Dir und werfe mich vor Deiner unfehlbarkeit nieder, sodass Du mich niedertrampeln mögest in all Deiner herrlichkeit. o Deine weste, die so strahlend weiß daherkommt, ist das grellste, was mein auge je erblickt. mögest Du richten über himmel und erde und alle elemente und wesen. mögest Du nimmermehr ablassen von Deinem sinn für gerechtigkeit. halt den mondstein fest und spür die kraft: Du kannst es tun, o sailor moon.

mondstein, flieg und sieg!

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